Loslassen – es gibt kaum einen Lebensbereich – sei es psychologisch, spirituell oder in der Bewusstseinsarbeit – wo uns dieses Wort nicht begegnet.
Und ich wusste anfangs so gar nichts damit anzufangen!
Was genau meint „loslassen“? Wie funktioniert es?
Es hört sich so einfach an… doch wie ich es umsetzen kann, hatte mir bis dahin niemand erklären können.
Ich scheiterte ja schon bei dem Versuch meinen Kleiderschrank auszumisten (vielleicht passe ich irgendwann doch wieder in diese Jeans rein – man kann ja nie wissen). Und wenn mir solche Kleinigkeiten schon nicht gelangen, wie sollte ich es dann bei wirklich relevanten Themen umsetzen?
Da gibt es diese berüchtigten Glaubenssätze, die du loslassen solltest. Den Partner, mit dem du seit Jahren in einer unbefriedigenden, vielleicht sogar toxischen Beziehung lebst. Die langjährige Freundin, die so gar nicht mehr auf deiner Wellenlänge ist und Null Verständnis für dich, dein Leben und deine Sorgen hat.
Du solltest dich von deinem Job verabschieden, da er dich in den Burnout treibt. Oder von dieser einen fiesen Gewohnheit (Schokolade? Fingernägel kauen? Extrem-Couching?).
Die Liste der Dinge, Menschen, Gedanken , Glaubenssätze, Umstände, die es loszulassen gilt, ist beinahe unendlich.
Doch wenn dir das Loslassen so gut tut, warum tust du es dann nicht?
Weil es dir Angst macht! Weil es Wut und Unsicherheit in dir hervorruft! Weil es vielleicht sogar dein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde.
Also verharrst du lieber in der belastenden Situation und ruhst dich in deiner sicheren Komfortzone aus. Hier, in deinem sicheren Hafen, weißt du schließlich, was du hast… auch wenn es dich nicht glücklich macht.
Das erlebe ich auch in meinen Coachings. Die Frauen kommen zu mir und sagen, so schlecht ist es in meiner Beziehung gar nicht. Zwar eintönig, unbefriedigend, schweigsam und ohne tiefe Gefühle, aber hey – doch irgendwie bequem.
Loslassen gleicht einem inneren Abschied. Die Endgültigkeit des Loslassens macht Angst. Du weißt nicht, was danach kommt und fürchtest den Verlust, die innere Leere.
Um zu verstehen, warum Loslassen von so enormer Wichtigkeit ist, möchte ich dir folgenden Denkanstoß geben:
Wenn wir mit etwas oder jemandem unzufrieden sind, versuchen wir häufig, diese Situation und die Menschen in unserem Leben, zu beeinflussen und zu kontrollieren.
Fakt ist aber, dass du weder andere noch deren Verhalten kontrollieren kannst. Du wirst niemanden dazu zwingen können, nach deinen Vorstellungen zu leben!
Du musst natürlich nichts tolerieren oder gutheißen, was dir selbst nicht gut tut oder schadet. Doch akzeptiere bitte, dass jeder Mensch für sich entscheidet, was er möchte und wie er sich verhält.
Du hast stets nur die Kontrolle (und auch die Verantwortung) über dein Verhalten.
Obwohl Festhalten sehr viel schmerzhafter und belastender ist, wagst du den Schritt des Loslassens nicht – aus Angst vor der Ungewissheit!
Ich glaube, dieses Phänomen ist zum einen der Macht der Gewohnheit geschuldet, denn Gewohnheit spielt eine große Rolle, wenn es um das Thema loslassen geht. Du gewöhnst dich an Menschen, an die Holprigkeiten deiner Beziehungen und Freundschaften, an deinen Lebensstandard und an deine Gedanken.
Nun zu unterscheiden, was passt und was du besser gehen lassen würdest, ist nicht einfach.
Frage dich also: geht dein Herz auf, wenn du deinen Partner betrachtest oder hast du einfach Angst vor einem klärenden Gespräch oder davor, am Ende alleine zu sein?
Dein Verstand ist bequem und hasst Veränderungen. Daher geht er solchen Situationen gerne aus dem Weg.
Zum anderen liegt dieses Verhalten wohl auch in unserem Sicherheitswahn (lese hierzu gerne meinen Artikel „Gibt es Sicherheit im Leben?“).
Offensichtlich sind wir Menschen dahingehend strukturiert, dass wenn wir einmal etwas getan haben, wir auch dabei bleiben.
Selbst wenn uns eine Situation, ein Mensch oder eine Gewohnheit nicht gut tut, vielleicht sogar ernsthaft schadet, hält uns die Angst vor Veränderung und der Ungewissheit davon ab, eine Entscheidung FÜR uns zu treffen.
„Das Loslassen von Wichtigem kommt einem psychischen Erdbeben gleich.“
Eric Klinger, Motivationspsychologe
Die negativen Folgen des Festhaltens allerdings sind nicht zu unterschätzen. Sie können zu Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsdefiziten, Depressionen, Panikattacken, innerer Anspannung und psychosomatischen Beschwerden führen und sogar in einer Abhängigkeit enden.
Wenn nun dieser Diskomfort so groß wird, dass du immer häufiger darüber nachdenkst, etwas verändern zu müssen. Wenn der Leidensdruck so unerträglich wird, dass deine Gedanken Tag und Nacht um nichts anderes mehr kreisen. Wenn du spürst, dass diese eine „Sache“ dich krank macht – psychisch und physisch. Wirst du dich dann deinen Zukunftsängsten und Worst-Case-Szenarien, die dein Verstand produziert, stellen und mutig für dich einstehen?
Bedenke: du kannst keine falsche Entscheidung treffen, denn es gibt keine falschen Entscheidungen! – es gibt nur Entscheidungen und deren Konsequenzen.
Die Konsequenzen auszuhalten, zu deiner Entscheidung zu stehen und damit zu leben – das ist, was du lernen darfst, wenn du lernen willst, loszulassen. Es geht darum, bewusst zu deiner Entscheidung zu stehen.
Und ein Ende ist immer auch ein neuer Anfang!
Erst dann, wenn du etwas aufgibst und loslässt, entsteht Raum für Neues. Erst dann können neue Menschen oder Dinge in dein Leben kommen.
Was kannst du also tun, um dich im Loslassen zu üben?
- Mache dir die belastende Situation mit all ihren negativen Konsequenzen bewusst und notiere sie.
- Akzeptiere die momentane Situation! Ohne Wenn und Aber. Ob sie dir gefällt oder nicht: sie ist, was sie ist.
- Spüre dann tief in dich und schreibe alles auf, was kommt, wenn du an diese bestimmte Situation denkst: Gefühle, Gedanken, Bilder. Was macht das mit dir? Bist du traurig? Enttäuscht? Wütend? Hilflos? Verzweifelt?
- Und nun schau dir die Ängste an, die kommen, wenn du dir vorstellst, dass du loslässt. Welche Konsequenzen fürchtest du? Wovor fürchtest du dich? Male dir hierbei gerne den „Worst Case“ aus… was kann im schlimmsten Fall geschehen? In den allermeisten Fällen stellt sich heraus, dass die Angst völlig unbegründet ist.
- Überlege dir, welche positiven Auswirkungen das Loslassen haben könnte. Wie würdest du dich fühlen? Welche neuen Türen würdest du damit öffnen? Welche Chancen bieten sich dir? Auch wenn es dir noch unvorstellbar scheint, schaue hin.
- Stelle nun die positiven Folgen des Loslassens den negativen Folgen des Festhaltens gegenüber.
- Triff eine Entscheidung! Verharrst du weiterhin hilflos in dieser Situation oder übernimmst du die Verantwortung für dein Leben und kommst ins Handeln? Und sei dir der Konsequenz bei beiden Entscheidungen bewusst.
Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden. Sie loslassen bedeutet, sie sein zu lassen, was sie sind.
Jack Kornfield
So, meine Liebe, das war´s für heute von „Lust, dich selbst wieder wachzuküssen?“. Ich hoffe, mein Beitrag hat dir gefallen und konnte dir den ersten Schritt in ein freieres Leben ebnen. Feiere dich, mein Liebe. Dich gibt es nur ein Mal 😊.
Wenn dir die Umsetzung hierbei nicht so leichtfällt und du dir Unterstützung wünschst, buche gerne ein kostenloses Erstgespräch.
Ich arbeite derzeit an einem Online-Kurs, der sich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Wenn du magst, darfst du mir gerne deine persönlichen Wünsche hierzu zukommen lassen. Über deine Inspirationen freue ich mich sehr 😊.
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Ich wünsche dir einen zauberhaften und leichten Tag und freue mich auf dich im nächsten Artikel „Das gehört sich doch nicht… warum es dich weiterbringt, ab und an auch mal die Regeln zu brechen“.